Die diesjährigen Ziele nach 36 Stunden trampen (Rechte: Arne Tobian) |
Ein
Tramperennen...Klingt doch gut oder? Bist du schon mal getrampt?
..Nö, du? ...Nö?
Beste
Vorraussetzung! Mensch, das Gewinnerteam letztes Jahr hatte es in 24h
sogar bis England geschafft! Das müsste doch zu toppen sein, oder?
Die
Richtung stand dann auch relativ schnell fest: Süd-West. Am liebsten
Madrid, um das ganze direkt mit einer kleinen Familienzusammenführung
zu verbinden. Schnell noch im Internet schlaugemacht wo man am Besten
in Leipzig starten könnte, ein kleines Zelt per amazon bestellt und
die Rucksäcke mit allerlei Dingen vollgeladen, von denen wir sicher
waren sie ganz-unbedingt-lebensnotwendigerweise gebrauchen zu können
und die im Laufe der Reise immer tiefer im Rucksack verschwanden.
Dann war auch schon Donnerstagabend und es beschlich uns die
Befürchtung, es gar nicht erst aus Leipzig rauszuschaffen.
Leicht
verpennt ging es dann morgens Richtung Augustusplatz um die anderen
Teams zu treffen und festzustellen:
- Alle anderen Teams haben irgendwie viel weniger Gepäck
- Wir haben die verdammte Pappe vergessen
Nachdem der
Startschuss gefallen war marschierten wir zielsicher Richtung
Hauptbahnhof...gemeinsam mit drei anderen Teams. Da wir eh nach
Westen aus Leipzig rauswollten, wandten wir uns vor dem Bahnhof nach
links und damit den anderen den Rücken zu, die scheinbar alle den
Busbahnhof anstrebten. Da standen wir dann kurz ein bisschen planlos
vorm Hotel Astoria und fragten kurzehand den Fahrer eines an der
Ampel wartenden Autos. Und wir hatten direkt Glück. Der Fahrer war
selber ehemalige Tramper und als Dachmonteur gerade auf dem Weg zu
seiner Baustelle in Markleeberg. An einer Ampel neben der
Autobahnauffahrt A9 setzte er uns dann wieder ab. Erste Trampstation:
Check! Von unserem ersten kleinen Erfolg vor Motivation strotzend,
nahmen wir Daumen schwenkend und Seifenblasen pustend kurz vor einer
Ampel unsere Position ein. Und hatten wieder Glück: nach nicht
einmal 20 Minuten hielt ein Auto neben uns, mit einem Fahrer von der
Sorte Powerrentner, der zwar eigentlich nach Dresden wollte, aber
kurzerhand 25km in die komplett entgegengesetzte Richtung fuhr um uns
an der Autobahnauffahrt Richtung München absetzen zu können. Nach
einer guten Stunde Wartezeit nahm uns ein älterer Herr mit, der sich
auf seiner Reise nach Süden an die Österreichische Grenze befand um
dort im Sommer seine Rente als Nachtportier aufzubessern. Aufgrund
von mehrmaligem Verfahren trotz Hinweisen unsererseits und mangelnden
Sicherheitsgurten entschlossen wir uns dann doch schon an einer
Raststätte vor dem Autobahnkreuz A6/A7 abzuspringen.
Wie sich auf
unserer weiteren Reise rausstellen sollte sind Franzosen,
Niederländer und Dänen die Tremperfreundlichsten Fahrer (nebst
älteren Generationen).
So wurden
wir nach einer halben Stunde von unserem ersten nicht-deutschen
Fahrern aufgegriffen, einem französischen Ehepaar auf ihrem Weg von
Polen nach Stuttgart. Das erste mal zusammen auf der Rückbank
sitzend, den Blick in die Ferne schweifend lassen und mit einer
französischen Deutschlehrerin sprechend Richtung Stuttgart fahrend
bemerkten wir, wie gut die ganze Tremperei eigentlich lief. Ausgehend
davon, nicht einmal aus Leipzig zu kommen waren wir nun schon auf dem
Weg nach Stuttgart.
Kaum auf
einem Rastplatz bei Stuttgart angekommen wurden wir von einem Herren
mit seinem Sohn angesprochen (umgedrehte Rollenverteilung) ob wir
nicht mitfahren wollen. Wie sich herausstellte war der Fahrer
ebenfalls ein ehemaliger Tremper welcher schon durch ganz Europa
gereist ist und nun an vielen Autobahnraststätten vorbei fährt um
Tremper aufzusammeln.
(Eine
moderne Art des Robin Hood ;-) )
Nach vielen
netten Gesprächen kamen wir der französischen Grenze verdammt nah,
als wir schließlich kurz vor Karlsruhe ausstiegen. Es fing langsam
an zu dämmern als wir uns von unseren Fahrern verabschiedeten und
noch eine Einladung zu ihnen nach Hause bekamen.
(Wird
garantiert irgendwann eingelöst!)
Nach nur
einer weiteren halben Stunde fanden wir eine Dame die bis nach Basel
fuhr.
Beim
Ansprechen sagte sie, sie hätte noch nie Anhalter mitgenommen und
würde dies auch nicht tun wollen, was sie nach einem Hundeblick und
dem Verweis darauf, dass wir doch so ein liebes Pärchen sind und ihr
nichts Böses tun würden revidierte.
Unsere erste
SCHNELLE Fahrt nun führte uns in null-komma-nichts kurz vor
Mulhouse, nur wenige Kilometer vor der Französischen Grenze an das
Autobahnkreuz A5/A36. Wir waren nicht die einzigen die bis zu diesem
Zeitpunkt hierher gekommen waren. Wir trafen Juli und Eike (Team
Barfuß) an dieser Raststätte. Wie es das ungeschriebene
Trempergesetz verlangt ließen wir ihnen den Vortritt, bekamen jedoch
nur 1h nach ihnen eine Fahrt von einem etwas nervös wirkendem Arzt
spendiert, der nach Frankreich zu einem Klassikkonzert fuhr und uns
ca 1 Uhr bei Besancan entließ. Immerhin Mimi hatte nun schonmal
etwas die Augen schließen können um etwas zu dösen.
Obwohl es
nun dunkel wurde ließen wir uns nicht entmutigen und wollten die
Nacht durchfahren insofern wir Fahrer finden würden. Bei unserem
nicht abreißenden Glück fanden wir innerhalb nur einer Stunde einen
jungen Mann, der uns bis kurz vor Lyon mitnahm. Er war seiner Aussage
nach ehemaliger Profifußballer und ist nun im
"KFZ Im- und Export" (so hat er es zumindest offiziell
bezeichnet) tätig.
Wie auch wir
hatte der Fahrer einige schlaflose Stunden hinter sich und freute
sich auf seine Familie in Lyon. Zum Glück sprach der Fahrer englisch
was die Kommunikation deutlich erleichterte. Wir hielten uns
gegenseitig mit mehr oder weniger sinnvollen Gesprächen wach die
letztenendes nur auf blödeleien hinausliefen und uns doch fast die
ganze Fahrt über bei guter Laune hielten (bis auf Mimi, die dann
doch der Müdigkeit erlag).
Wir hatten
es nun bis morgens um 5Uhr, innerhalb von nur 20 Stunden nach Lyon
geschafft.
Stolz wie
Oskar suchten wir auch gleich nach einer weiteren Mitfahrgelegenheit.
Es folgte
nun der Auftritt unseres unumstrittenen Tramperhelden: Alveros, ein
knapp 50 Jähriger Däne auf seinem Weg nach Barcelona nahm uns durch
sämtliche Staus, Mautstellen und sonstige Hindernisse mit bis nach
Spanien. Die ursprüngliche gemeinsame Fahrzeit laut Navi von 6
Stunden dehnte sich durch den gigantischsten Stau den je ein Mensch
gesehen hat auf über 10 Stunden aus. Jeglicher Müdigkeit trotzdend
fuhr er mit uns Richtung Barcelona.
Außerdem
gab er uns noch ein paar Sprachlektionen für das Trampen in Spanien.
(VIELEN DANK
DAFÜR!!!!)
Endlich in
Spanien angekommen mussten wir dann allerdings die Erfahrung machen,
dass das Trampen nicht ganz so leicht ist wie in Deutschland oder
Frankreich. Viele der Autofahrer sind der Meinung das Trampen wäre
gesetzlich verboten...
Zum Glück
gab es noch einen starken Urlauberansturm auf den Süden Spaniens,
wodurch wir ein französisches Ehepaar fanden, das uns mit nach
Tarragona nahm und kurz darauf ein Bus mit zwei Jugendlichen
Franzosen welche uns bis kurz vor Valencia fuhren.
Während der
letzten Fahrt mit den Jugendlichen in ihrem mit TFT-Displays und
Kühlschrank ausgerüsteten Van endete das Jailbreak und unser
Ergebnis nach 36 Stunden lautete irgendwo auf der Autobahn nahe
Amposta.
PS: Nach
Madrid haben wir es nach einer Übernachtung im Freien auf einem
Parkplatz und nach 12 weiteren Stunden auf der Straße übrigens doch
noch geschafft. :)
Miriam und Kim in Madrid (Rechte: ebd.) |
2. Team Barfuß: Bayonne (FR) - 1354, 89 km
Impressionen einer Reise in den Süd-Westen Europas
Schon kurz nachdem der Startschuss am Augustusplatz fiel,
wurde klar: es wird nicht leicht mit nackten Sohlen gegen städtische
Bodenbeläge anzutreten. Als wir uns nach einer knappen halben Stunde ohne Ticket,
dafür jedoch mit blutendem Fuß im Bus wieder fanden, wurden bereits die ersten
Pflaster angelegt. Die Reise konnte für uns beginnen, als wir uns nach einiger
Zeit am Tramperspot Richtung Süden in einem bunt bemalten Hippiebus
wiederfanden.
Der gewünschte Lift bis Frankfurt endete jedoch nach einigen
Minuten mit einem Motorschaden auf einem Autohof vor Leipzig. Von dort aus schafften wir es jedoch mit einigen
Überredungskünsten („Könnten Sie mich und meine kleine Schwester Richtung
Frankfurt mitnehmen?“) bis nach Hessen und wurden südlich von Frankfurt von
einem sympathischen LKW-Fahrer bis an die Grenze zu Frankreich mitgenommen. „Wie heißte eigentlich?“ Er zeigte auf das Nummernschild an seiner Windschutzscheibe:
„Na, Detlev! Steht da doch!“ „Kinner so wie ihr ausseht werdet ihr bei der nächsten Raste
aber nicht mitgenommen! Jetzt gibt’s erstmal ne Truckerdusche!“, meinte Detlev
später und gab uns Feuchttücher um uns wieder frisch zu machen.
An der „Schau ins Land“ Raststätte bei Freiburg verließ uns
Detlev um seinen Weg in Richtung Schweizer Grenze fort zu führen und wir trafen
einige Tramper, welche jedoch die Nacht Fußball spielend an der angrenzenden
Wiese verbrachten. Dort trafen wir auch das sympathische Siegerteam Tik und
Mimi und bekamen schon sehr bald einen Lift über die Grenze. Zwei Junge Franzosen brachten uns an einen Autobahnzubringer
in einem kleinen französischen, Ort, nachdem Sie während der Fahrt versuchten
Ihr Handy gegen unseres einzutauschen. Unser nächstes Schild nach Lyon musste nun etwas größer
werden, da es bereits dunkel war. Um uns wach und auffällig zu halten gab es Mate und einige
Tanzeinlagen zum Best-Of Album der Kelly Family. Und schon wieder fanden wir uns mit zwei jungen Franzosen in
einem Auto wieder, welche uns nur leicht beunruhigten, während Sie bei c.a. 100
km/h eine CD und 20€ durch das Fenster mit einem befreundeten Auto
austauschten. Sie brachten uns jedoch relativ sicher zur nahegelegenen
Raststätte auf der Autobahn Richtung Lyon.
Es war nun mitten in der Nacht, dennoch nahmen uns 3 nette
Reisende mit. Wir wären am liebsten
mit Panorama-Glasdach und einem Gewitter in der Ferne, zurück in die 60er oder
an das eigentliche Reiseziel der 3 Gesellen – Italien - mitgefahren, auch wenn dies nicht unsere
Richtung war, wurden jedoch zum Wohle des Wettbewerbs auf eine Raststätte vor
Lyon gebracht. Dort angekommen mussten wir erst einmal die eindrucksreiche
Fahrt Revue passieren lassen, bevor wir anfingen, Reisende nach einem Lift
Richtung Clermont-Ferrand zu fragen. „Heeey, sag mal... treibts euch auch Richtung Süden?“ „Ähm.. Nein! Spanien!“
„Cooooool...“ Aus irgend einem Grund fanden wir die folgenden 2 Stunden
keine Mitfahrt in unsere Richtung...
Als es langsam hell wurde erklärte uns dann ein aufmerksamer
Fahrer, dass wir auf der falschen Seite der Autobahn stehen und uns wurde
bewusst, weshalb wir so lange vergeblich auf einen Lift Richtung Clermont-Ferrand
gewartet hatten.
Da wir uns mittlerweile auch wieder normal verhalten
konnten, dauerte es nicht lange, bis uns eine nette Französin auf der gegenüber
gelegenen Raststätte bis in die aus deutschen Französisch Schulbüchern bekannte
Stadt mitnahm und wir hatten eine sehr schöne fahrt mit Lea, welche mit ihrem
Hund unterwegs war und uns mit Schweizer Bergkäse und guten Gesprächen
versorgte.
Nun waren bereits 2/3 des Wettbewerbs vorüber, und wir
mussten verwundert feststellen, dass wir uns beim Zwischenstand nach 24 Stunden
auf dem ersten Platz wiederfanden. Und das trotz dieser merkwürdigen
Zigarette...
Diese Tatsache gab uns die nötige Motivation auch noch die
kommenden 12 Stunden ohne Schlaf zu verbringen und wir hatten nach einigen
weiteren Lifts Bayonne, eine Stadt nahe dem Atlantik und der spanischen Grenze
erreicht.
Und das nur, da die beiden jungen Gesellen im letzten Auto
den Wettbewerb mindestens so ernst nahmen wie wir und sogar ohne zu Bezahlen
durch eine Mautstelle rasten, um Bayonne noch vor dem Wettbewerbsende zu
erreichen.
So haben wir den zweiten Platz erreicht.
Und obwohl wir den Wettbewerb ohne gewisse Geschehnisse
vielleicht sogar hätten gewinnen können, war unsere Reise perfekt wie sie war
und wir haben nicht nur wunderbare Musik in den Fahrzeugen gehört, tolle Menschen
kennen gelernt und unser Französisch verbessert, sondern auch gemerkt, dass man
beim Trampen immer einen nächsten Lift Richtung Ziel findet und nicht nur das
gesparte Geld, sondern auch die vielen einmaligen Erfahrungen diese leider
nicht mehr so konventionelle Art zu reisen lohnenswert machen.
3. Krümelmonster-A-Team: Biscarosse (FR) - 1195,54 km
Einen
Bericht über unsere Erlebnisse wollt ihr haben? Schwer so viel
Erlebtes kurz zu fassen. Aber versuchen kann man's.
So
wie wir versucht haben zum entscheidenden Glockenschlag zum Bahnhof
zu hechten. Wir hatten weder Schlafsack noch Karte in unseren
Rucksäcken genau so wenig wie eine feste Route in unseren Köpfen.
Zweifel, ob wir zügig aus der zu dieser Zeit eher weniger
turbulenten Innenstadt auf die Weiten der Straßen gelangen dagegen
schon. So standen wir also am Hauptbahnhof. Die Aufregung konnten uns
auch nicht die quietschbunten Krümelmonstermützen auf unseren
Köpfen nehmen. Dann lernten wir Hermann kennen, einen sympathischen
Eventmanager und unser Puls normalisierte sich. Mit ihm ging’s
Richtung Norden, nach Braunschweig. Braunschweig? "Ok, also
danach ab nach Hamburg und von da aus weiter Richtung Norden
trampen." Das war der Plan den wir im Auto gefasst hatten. An
einer Raststätte sprangen wir wenige Sekunden herum und begegneten
einem bunten Haufen Litauern, die in einem Reisebus Richtung England
unterwegs waren. Ohne viel zu überlegen: Gepäck raus - Gepäck
rein. Im Reisebus mit Vodka versorgt Richtung England. Alex hatte
weder Personalausweis noch Reisepass dabei. Irgendwie verstaubten
ihre Ausweise in der koreanischen Botschaft. So mussten wir
verschiedensten unheimlich lieben Menschen, die uns auf direktem Weg
mit nach England, sogar Irland mitnehmen wollten dankend ablehnen.
Nachts sind wir dann in Frankreich beim Fährenübergang in Calais
gelandet. Das erste Ziel, innerhalb kürzester Zeit weit weg zu
kommen war somit erreicht. Von diesem Punkt aus die längste
Luftlinie von Leipzig heraus zu schlagen musste nun weiter getrampt
werden. Der nördliche Plan hätte keinen Sinn mehr ergeben also war
jetzt der Süden Frankreichs unser Ziel. Alex und ich, nach Hermann
benannt Krümelmonster-A-Team, waren mittlerweile ganz entspannt aber
die Menschen in Calais schienen besorgt um uns als wir nachts dort
abgesetzt wurden. Selbst die Polizei. „Hier könnt ihr nicht
bleiben, das ist viel zu gefährlich. Überall lungern Migranten
herum, auf den Straßen, hinter den Büschen an den Zäunen. Sie
wollen euch Unheil antun.“ Bestätigt hat sich das nur, wenn Unheil
nach netten Gesprächen und geschenkten Muffins schmeckt. Wo waren
wir? Genau. Die Luftlinie und die Challenge. Das Ziel war jetzt in
den Süden Frankreichs zu gelangen aber um mit kleinen Brötchen zu
backen erst einmal wieder vom angeblichen Ort der Gefahr zurück auf
die Autobahn. Die Polizei riet uns dafür auf die große Straße
gegenüber zu gelangen also balancierten wir auf einer riesigen Mauer
entlang eines Eisenzaunes ewig gerade aus, bis wir auf die andere
Seite konnten. Es verging nicht viel Zeit, bis uns ein besorgter
Franzose von dieser Straße aus auf die Autobahn brachte. Leider an
eine derart ungünstige Stelle, dass niemand in stockfinstrer Nacht
Richtung Süden wollte. Als wir uns schon beinahe mit unserem
Schicksal abgefunden hatten, an dieser Stelle in dieser Nacht fest
zuhängen, stießen wir auf zwei Franzosen. Während ich mir mehrere
Zigaretten neben der nahe gelegenen Reifenreparaturanlage genehmigte
unterhielt sich Alex über Calais, den Mangel an Arbeit,
perspektivlose Jugendliche und die Tankstelle auf der wir uns
befanden. „Tankstellen in dieser Region ersetzen die französische
Kneipenkultur!“ bemerkte Franzose1 „Wer nachts noch irgendwo auf
Leute treffen will, der macht hier Halt.“, bestätigte Franzose2.
Nach halbstündigem Gesellschaftsgeplänkel und der erneuten
Erkenntnis, die Welt sei böse, überkam Alex eine unumstößliche
Müdigkeit und wäre nicht in diesem Augenblick Franzose3 gekommen
wäre sie vorn über gekippt und in tiefem Schlaf versunken. Doch
Franzose3 war ziemlich heiß, sah aus wie Freddie Mercury und wirkte
auf Alex wie 5 in Club Mate aufgelöste Koffeintabletten (auf Ex
runtergegurgelt)! Hellwach und Haar zurechtgestutzt fiel uns beiden
die Challenge wieder ein! Franzose3 aka Mr. Mercury düste extra nach
Hause um ein größeres Auto zu holen und brachte uns noch in dieser
Nacht an eine günstigere Stelle. Nachdem Mercury Alex seine
Visitenkarte gab und mit einem letzten Augenzwinkern in sein Auto
glitt fiel Alex prompt auf der Raststättenwiese in einen
schmachtenden Tiefschlaf! Ich bin wie ein Wiesel auf Koffein überall
herumgelaufen und habe nach Lille oder Paris gefragt. Wenigstens noch
ein Stückchen Richtung Süden in dieser Nacht. Das hatte ich mir in
den Kopf gesetzt. Irgendwie bin ich nur auf Partygesellschaft
getroffen, die in den nächsten Ort wollten. Aber zwei französische
Raucher brachten uns, nachdem ich Alex, die im Halbschlaf „Bohemian
Rhapsody“ murmelte ins Auto gezerrt hatte nach Lille. An dieser
Raststätte folgte dasselbe Spiel. Alex schlief auf der nächsten
Wiese ein und ich rannte weiter herum. Bis ich zwei Niederländern
begegnete. Die waren mit ihrem Superelektroauto an die Küste zum
Segeln unterwegs. Perfekt ausgestattet und mit dem feinsten Käse und
Weißwein aus der Kühlbox versorgt, während die Sonne langsam
aufging, waren wir –schwuppsdiwupps- an der Küste Frankreichs. Bei
Nantes. Das Angebot mit ihnen eine Woche die Seele auf einer Insel
baumeln zu lassen und mit ihnen die Segel zu hissen mussten wir
aufgrund der Mission wieder dankend ablehnen. Wir begegneten wieder
einem Niederländerpärchen. Diese wollten eher auf ein
Spielabenteuer und so quetschten sie uns zwischen Brettspiele und
Gesellschaftsspiele in ihr Auto. Diesmal mit Kaffee und Zigaretten
versorgt weiter Richtung Süden Frankreichs. Immer an der Küste
entlang, um unserer bereits herausgeschlagenen Luftlinie keinen
Schaden anzutun. Unser Ziel war jetzt Spanien zu erreichen wenn die
36 Stunden vorbei sind. Nachdem uns die Niederländer abgesetzt
hatten, lernten wir ein Leipziger Ehepaar kennen und mit ihnen ging
die Reise immer weiter Richtung Süden. Wir waren so motiviert
Spanien noch zu erreichen und so begeistert wie sehr alle Menschen
uns geholfen haben und noch Umwege für uns gefahren sind, bis wir
mitten im Stau festhingen. In Frankreich war wie wir erfuhren „Black
Saturday“. Alle Familien waren Richtung Spanien oder Küste
unterwegs. Und die Straßen waren voll. Kein Meter. Nichts ging mehr
voran. Wir schauten auf die Uhr und kostbare Stunden gingen nach und
nach verloren. Die Leipziger ließen mittlerweile Alex auf den
Beifahrersitz, kurbelten das Fenster herunter und ermunterten sie
wartende Staunachbarn anzuquatschen die nach Spanien fuhren damit wir
hätten umsteigen können. Alles ohne Erfolg. Aber auch ein Auto
Richtung Spanien hätte uns in dieser Situation wenig weiter
geholfen. Es war Stau und wir hingen fest. Als wir begannen nicht in
Stunden sondern Minuten zu denken weil die Challenge fast vorbei war,
fuhren die Leipziger mit uns von der Autobahn ab und durch mehrere
Kleinstädte Frankreichs, um uns an den westlichsten Punkt zu
bringen. Wir stiegen aus, rannten (ohne zu begreifen an welch schönem
Fleckchen Erde wir gelandet sind) durch den Sand zum Kiosk, wo wir
uns Wein (natürlich NUR wegen dem Kassenbon…) kauften. Die Zeit
war gerade um. Die Challenge vorbei.
Und
da saßen wir. Auf einer gigantischen Wanderdüne mit Blick auf den
atlantischen Ozean, einer Flasche Wein und den ersten Momenten Ruhe.
Der Sonnenuntergang untermalte alles. Möwen flogen durch die Luft
und wir beobachteten braungebrannte Surfer mit strahlendweißen
Zähnen und Baywatch-Höschen die athletisch den Strand
entlanghopsten. Ich musste lachen, weil dieses Ende und diese
Situation vor Kitsch glitzerte und blitzerte und man sie nicht sofort
als etwas Reelles wahrnehmen konnte. (Alex musste lachen, weil die
Surfer hübsch waren)
4. Team Sven&Sarah: Oslo (NO) - 958,77 km
Weder
Sven noch ich sind vorher jemals überhaupt irgendwohin getrampt. Und jetzt
das?!? Ja, genau das. Denn als die Rundmail mit der Ankündigung zum Jailbreak
uns erreichte, war klar: wir wollen dabei sein! Die Teamberichte und weitere
Berichte und Tipps vom Hitchwki (hitchwiki.org) halfen über die ersten
Unsicherheiten hinweg und die Richtung war auch schnell klar: Norden.
Frankreich war für einen späteren Urlaub eingeplant, mit Italien und Polen haben
Freunde von uns schon mal schlechte Tramperfahrungen gemacht und wir mögen
einfach Skandinavien. Um auch wirklich auf alles, was denn so kommen möge, vorbereitet zu sein,
kaufte ich noch Autobahnkarten von Deutschland und Skandinavien und wir liehen
uns ein 2-Sekunden-Zelt. Und dann war Donnerstagabend, die letzten
Vorbereitungen getroffen und die erste Nervosität bereitgestellt. Nach einem
gefühlt viel zu kurzen Schlaf mussten wir auch schon wieder aufstehen, damit
wir um 8:30h fertig zur Abreise am Augustusplatz stehen konnten.
Noch die letzten Infos bekommen und fürs Photo lächeln, und dann waren alle anderen Teams plötzlich weg. Die schienen zu wissen, wo man am besten loslegt. Nach einem kurzen Spaziergang über den Markt, haben wir uns entschieden, an der Ostseite des Hauptbahnhofs unser Glück zu versuchen, denn hier fahren auch immer die Mitfahrgelegenheiten los:
Mindestens zwei andere Teams hatten diese Idee auf jeden Fall auch, also stiefelten 6 Leute über den Platz, auf der Suche nach einem freien Platz im Auto eines gutmütigen Fahrers. Nach relativ kurzer Zeit war dann das erste der anderen beiden Teams auch schon unterwegs, und das zweite Team hielt einen langen und anscheinend lustigen Plausch mit einem Fahrer. Für uns war es bis jetzt eher deprimierend. Niemand hatte Platz oder wollte aus der Stadt rausfahren. Als dann auch das zweite Team grinsend und winkend an uns vorbei fuhr, wurde es Zeit für Plan B: Schilder basteln. Eine Pappe und einen Edding hatten wir von zu Hause mitgenommen. Und schon stand Berlin ganz groß auf einem Teil des Pappkartons. Gleichzeitig beschlossen wir, dass die Ostseite des Hauptbahnhofs für uns kein guter Start war. Also liefen wir an der Ostseite entlang Richtung Norden, denn hier fahren immer viele Leute von Leipzig aus auf die Autobahnen Richtung Norden oder Osten. Und Norden klang ja schonmal gut.
Und zumindest hier schienen wir richtig gedacht zu haben. Nach kurzer Zeit hielt ein Auto und wir quetschten uns möglichst schnell mit all unserem Gepäck auf die Rückbank. Für eventuell zerquetschte Gummibärchen oder andere Dinge möchte ich mich hiermit entschuldigen. Wir konnten es kaum glauben, dass uns jemand wirklich mitnahm. Und es kam noch besser: Der Fahrer konnte uns sogar noch bis etwa 70km vor Rostock mitnehmen, also viel weiter nördlich als unser Schild es angekündigt hatte. Und so wurde aus dem ziemlich deprimierenden Start ein Hochflug der Gefühle bis kurz vor Rostock. Dort verabschiedeten wir uns, und auch hier möchte ich mich bedanken! Diese erste Fahrt gab uns wirklich Mut für den Rest des Weges!
An der Raststätte dann erstmal ein zweites Frühstück und das nächste Schild malen. Diesmal: Rostock und eine kleine Fähre dazu, denn wir wollten mit der Fähre von Rostock nach Dänemark oder Schweden mitgenommen werden. Die Fähren werden nämlich pro Auto bezahlt und nicht pro Person. Wir stellten uns kurz vor die Ausfahrt aus der Raststätte und warteten etwa 10 Minuten. Als uns schon fast klar war, dass die Autos an dieser Stelle doch zu schnell fuhren, um unser Schild zu sehen, wurden wir erneut überrascht: ein Kleinbus, der kurz zuvor an uns vorbeigerast war, hielt auf der Zufahrt zur Autobahn an und kam rückwärts zu uns zurück gefahren. Im Bus saßen zwei junge Männer, die uns bis ca 10km vor Rostock mitnehmen wollten. Trampen funktionierte sehr viel besser als wir gedacht hatten! Und schon saßen wir im nächsten Auto.
Nachdem wir den Jungs vom Jailbreak berichtet hatten, waren sie direkt begeistert und fuhren uns bis direkt an den Fährhafen in Rostock. Ein großes Danke auch hier! Am Fährhafen dann dasselbe Spiel: kurze Pause, essen und neues Schild malen. Diesmal nur eine Fähre mit den Buchstaben Dk und S darauf. Dann stellten wir uns ca 100 Meter vor die Ticketschalter zur Fähre und hielten tapfer unseren Daumen raus und das Schild in die Höhe. Zuerst war alles ganz nett, die Sonne schien und es war einiges los auf dem Platz vor dem Fährhafen. So konnten wir während dem Warten zuschauen, wie die Polizei die einreisenden PKWs kontrollierte. Doch die 1. Fähre fuhr ohne uns ab. Dann auch die 2. und die 3. und die 4. und und und... Nach 7 Stunden warten, mit Sonnenbrand und Krampf im Daumen waren wir bereit aufzugeben und hatten schon geplant, wo man in Rostock am Besten wild campen konnte. Doch dann kam noch ein Auto...und hielt! Der Fahrer war alleine unterwegs und wollte uns mitnehmen! Unglaublich, aber wahr! Das hat uns den Tag wirklich gerettet!
Der Fahrer wollte auch nach Norden und mit einer der Fähren nach Dänemark oder Schweden fahren, doch alle Fähren waren ausgebucht. Wir sahen uns schon wieder aussteigen, als der Fahrer uns erklärte, wir könnten mit ihm nach Fehmarn kommen, wo eine weitere Fähre nach Dänemark fährt. Und so geschah es.
Im Nachhinein können wir sagen, dass die Fähre in Rostock aus 3 Gründen nicht gut funktioniert hat:
1) Urlaubszeit heißt Familienzeit, jedes zweite Auto hatte 2-3 Kinder auf der Rückbank.
2) Urlaubszeit heißt hier auch, dass die Fähre ausgebucht war, und es bei Vorausbuchung schwierig ist, spontan noch 2 Leute mitzunehmen.
3) Die Fähre geht von Deutschland nach Dänemark oder Schweden: vorallem Schweden hatten auf ihrem Weg aus Deutschland raus die Rückbank ihres Autos mit sehr viel Bier vollgepackt, da bleibt kein Platz für Tramper.
Wir fuhren nach Fehmarn, dann gings auf die Fähre und in Dänemark wieder runter von der Fähre. Wir fuhren weiter Richtung Norden. Da der Tag für uns sehr anstrengend war, sind wir schon bald im Auto eingenickt. Aber unser Fahrer fuhr und fuhr und wollte gar nicht mehr aufhören. Nach einigen kleinen Pausen und einer größeren Pause mit Nickerchen waren wir schon bald über die Brücke von Kopenhagen nach Malmö gefahren und weiter nach Norden Richtung Göteborg. Nach und nach kam heraus, dass der Fahrer des Wagens Freunde in Oslo besuchen wollte. Und so ging die Fahrt weiter, und wir durften mitfahren. In den Pausen unterhielten wir uns sehr gut und während der Fahrt versuchten wir uns gegenseitig wach zu halten, denn niemand von uns hatte letzte Nacht viel geschlafen.
Am Samstagmittag erreichten wir Oslo, tauschten Handynummern und Mailadressen aus und verabschiedeten uns. Sven und ich wollten noch eine Etappe weiter trampen, immer weiter Richtung Norden, und am liebsten in Trondheim ankommen. Nachdem wir unser Schild geschrieben hatten, erklärten uns Passanten, wo wir uns am besten hinstellen konnten, um mitgenommen zu werden. Gesagt, getan. Doch auch hier warteten wir einige sehr lange Stunden, ohne dass jemand uns mitnehmen wollte. Am späten Nachmittag waren wir sehr müde und etwas deprimiert, und entschieden daraufhin, in Oslo zu bleiben. Oslo war schön und in der Nähe gab es einen Campingplatz, auf dem wir übernachten konnten.
So endete unser erster Jailbreak und unsere erste Hitchhiking-Strecke in Oslo, 958,77 km Luftlinie von Leipzig entfernt.
Das Abenteuer danach:
Wie kommt man am besten heim, nachdem man mit allen Mitteln versucht hat, so weit wie möglich weg zu kommen? Das war der Haken an der ganzen Geschichte, den wir vorher nicht bedacht hatten. Aber auch hier gab es eine überraschende Wendung. Da wir mit unserem letzten Fahrer Handynummern getauscht hatten, schrieben wir ihm eine SMS und fragten, wann er denn heim fahren wolle und ob er uns mitnehmen könne. Die Antwort war: am Montag und ja! Also trafen wir uns wieder und machten uns auf die lange Heimreise. Hier die Kurzversion:
Der erste Stopp war eine Bucht der Nordsee im schwedischen Nichts, an dem ein kleiner Segelboothafen war. Hier lag ein Segelboot von Freunden von unserem Fahrer. Wir verbrachten einen Abend an diesem See, biertrinkend und die untergehende Sonne beobachtend. Am nächsten Morgen gabs Tee auf dem Segelboot und dann ging die Fahrt weiter Richtung Süden. Unterwegs machten wir halt in Malmö und Kopenhagen, sahen schwedischen Strand, Kopenhagens Fußgängerzone und Christiania und fuhren dann weiter Richtung Gedser, denn dort fährt die Fähre nach Rostock. Nach kurzem Ausruhen auf der Fähre ging es weiter nach Süden, und auch diesmal hielten wir uns gegenseitig wach, denn an viel Schlaf war nicht zu denken. Wir sind müde zurückgekommen, haben neue Bekanntschaften geschlossen und viel von Skandinaviens Europastraßen gesehen. Der Campus-Jailbreak 2014 war ein super Erlebnis!
Noch die letzten Infos bekommen und fürs Photo lächeln, und dann waren alle anderen Teams plötzlich weg. Die schienen zu wissen, wo man am besten loslegt. Nach einem kurzen Spaziergang über den Markt, haben wir uns entschieden, an der Ostseite des Hauptbahnhofs unser Glück zu versuchen, denn hier fahren auch immer die Mitfahrgelegenheiten los:
Mindestens zwei andere Teams hatten diese Idee auf jeden Fall auch, also stiefelten 6 Leute über den Platz, auf der Suche nach einem freien Platz im Auto eines gutmütigen Fahrers. Nach relativ kurzer Zeit war dann das erste der anderen beiden Teams auch schon unterwegs, und das zweite Team hielt einen langen und anscheinend lustigen Plausch mit einem Fahrer. Für uns war es bis jetzt eher deprimierend. Niemand hatte Platz oder wollte aus der Stadt rausfahren. Als dann auch das zweite Team grinsend und winkend an uns vorbei fuhr, wurde es Zeit für Plan B: Schilder basteln. Eine Pappe und einen Edding hatten wir von zu Hause mitgenommen. Und schon stand Berlin ganz groß auf einem Teil des Pappkartons. Gleichzeitig beschlossen wir, dass die Ostseite des Hauptbahnhofs für uns kein guter Start war. Also liefen wir an der Ostseite entlang Richtung Norden, denn hier fahren immer viele Leute von Leipzig aus auf die Autobahnen Richtung Norden oder Osten. Und Norden klang ja schonmal gut.
Und zumindest hier schienen wir richtig gedacht zu haben. Nach kurzer Zeit hielt ein Auto und wir quetschten uns möglichst schnell mit all unserem Gepäck auf die Rückbank. Für eventuell zerquetschte Gummibärchen oder andere Dinge möchte ich mich hiermit entschuldigen. Wir konnten es kaum glauben, dass uns jemand wirklich mitnahm. Und es kam noch besser: Der Fahrer konnte uns sogar noch bis etwa 70km vor Rostock mitnehmen, also viel weiter nördlich als unser Schild es angekündigt hatte. Und so wurde aus dem ziemlich deprimierenden Start ein Hochflug der Gefühle bis kurz vor Rostock. Dort verabschiedeten wir uns, und auch hier möchte ich mich bedanken! Diese erste Fahrt gab uns wirklich Mut für den Rest des Weges!
An der Raststätte dann erstmal ein zweites Frühstück und das nächste Schild malen. Diesmal: Rostock und eine kleine Fähre dazu, denn wir wollten mit der Fähre von Rostock nach Dänemark oder Schweden mitgenommen werden. Die Fähren werden nämlich pro Auto bezahlt und nicht pro Person. Wir stellten uns kurz vor die Ausfahrt aus der Raststätte und warteten etwa 10 Minuten. Als uns schon fast klar war, dass die Autos an dieser Stelle doch zu schnell fuhren, um unser Schild zu sehen, wurden wir erneut überrascht: ein Kleinbus, der kurz zuvor an uns vorbeigerast war, hielt auf der Zufahrt zur Autobahn an und kam rückwärts zu uns zurück gefahren. Im Bus saßen zwei junge Männer, die uns bis ca 10km vor Rostock mitnehmen wollten. Trampen funktionierte sehr viel besser als wir gedacht hatten! Und schon saßen wir im nächsten Auto.
Nachdem wir den Jungs vom Jailbreak berichtet hatten, waren sie direkt begeistert und fuhren uns bis direkt an den Fährhafen in Rostock. Ein großes Danke auch hier! Am Fährhafen dann dasselbe Spiel: kurze Pause, essen und neues Schild malen. Diesmal nur eine Fähre mit den Buchstaben Dk und S darauf. Dann stellten wir uns ca 100 Meter vor die Ticketschalter zur Fähre und hielten tapfer unseren Daumen raus und das Schild in die Höhe. Zuerst war alles ganz nett, die Sonne schien und es war einiges los auf dem Platz vor dem Fährhafen. So konnten wir während dem Warten zuschauen, wie die Polizei die einreisenden PKWs kontrollierte. Doch die 1. Fähre fuhr ohne uns ab. Dann auch die 2. und die 3. und die 4. und und und... Nach 7 Stunden warten, mit Sonnenbrand und Krampf im Daumen waren wir bereit aufzugeben und hatten schon geplant, wo man in Rostock am Besten wild campen konnte. Doch dann kam noch ein Auto...und hielt! Der Fahrer war alleine unterwegs und wollte uns mitnehmen! Unglaublich, aber wahr! Das hat uns den Tag wirklich gerettet!
Der Fahrer wollte auch nach Norden und mit einer der Fähren nach Dänemark oder Schweden fahren, doch alle Fähren waren ausgebucht. Wir sahen uns schon wieder aussteigen, als der Fahrer uns erklärte, wir könnten mit ihm nach Fehmarn kommen, wo eine weitere Fähre nach Dänemark fährt. Und so geschah es.
Im Nachhinein können wir sagen, dass die Fähre in Rostock aus 3 Gründen nicht gut funktioniert hat:
1) Urlaubszeit heißt Familienzeit, jedes zweite Auto hatte 2-3 Kinder auf der Rückbank.
2) Urlaubszeit heißt hier auch, dass die Fähre ausgebucht war, und es bei Vorausbuchung schwierig ist, spontan noch 2 Leute mitzunehmen.
3) Die Fähre geht von Deutschland nach Dänemark oder Schweden: vorallem Schweden hatten auf ihrem Weg aus Deutschland raus die Rückbank ihres Autos mit sehr viel Bier vollgepackt, da bleibt kein Platz für Tramper.
Wir fuhren nach Fehmarn, dann gings auf die Fähre und in Dänemark wieder runter von der Fähre. Wir fuhren weiter Richtung Norden. Da der Tag für uns sehr anstrengend war, sind wir schon bald im Auto eingenickt. Aber unser Fahrer fuhr und fuhr und wollte gar nicht mehr aufhören. Nach einigen kleinen Pausen und einer größeren Pause mit Nickerchen waren wir schon bald über die Brücke von Kopenhagen nach Malmö gefahren und weiter nach Norden Richtung Göteborg. Nach und nach kam heraus, dass der Fahrer des Wagens Freunde in Oslo besuchen wollte. Und so ging die Fahrt weiter, und wir durften mitfahren. In den Pausen unterhielten wir uns sehr gut und während der Fahrt versuchten wir uns gegenseitig wach zu halten, denn niemand von uns hatte letzte Nacht viel geschlafen.
Am Samstagmittag erreichten wir Oslo, tauschten Handynummern und Mailadressen aus und verabschiedeten uns. Sven und ich wollten noch eine Etappe weiter trampen, immer weiter Richtung Norden, und am liebsten in Trondheim ankommen. Nachdem wir unser Schild geschrieben hatten, erklärten uns Passanten, wo wir uns am besten hinstellen konnten, um mitgenommen zu werden. Gesagt, getan. Doch auch hier warteten wir einige sehr lange Stunden, ohne dass jemand uns mitnehmen wollte. Am späten Nachmittag waren wir sehr müde und etwas deprimiert, und entschieden daraufhin, in Oslo zu bleiben. Oslo war schön und in der Nähe gab es einen Campingplatz, auf dem wir übernachten konnten.
So endete unser erster Jailbreak und unsere erste Hitchhiking-Strecke in Oslo, 958,77 km Luftlinie von Leipzig entfernt.
Das Abenteuer danach:
Wie kommt man am besten heim, nachdem man mit allen Mitteln versucht hat, so weit wie möglich weg zu kommen? Das war der Haken an der ganzen Geschichte, den wir vorher nicht bedacht hatten. Aber auch hier gab es eine überraschende Wendung. Da wir mit unserem letzten Fahrer Handynummern getauscht hatten, schrieben wir ihm eine SMS und fragten, wann er denn heim fahren wolle und ob er uns mitnehmen könne. Die Antwort war: am Montag und ja! Also trafen wir uns wieder und machten uns auf die lange Heimreise. Hier die Kurzversion:
Der erste Stopp war eine Bucht der Nordsee im schwedischen Nichts, an dem ein kleiner Segelboothafen war. Hier lag ein Segelboot von Freunden von unserem Fahrer. Wir verbrachten einen Abend an diesem See, biertrinkend und die untergehende Sonne beobachtend. Am nächsten Morgen gabs Tee auf dem Segelboot und dann ging die Fahrt weiter Richtung Süden. Unterwegs machten wir halt in Malmö und Kopenhagen, sahen schwedischen Strand, Kopenhagens Fußgängerzone und Christiania und fuhren dann weiter Richtung Gedser, denn dort fährt die Fähre nach Rostock. Nach kurzem Ausruhen auf der Fähre ging es weiter nach Süden, und auch diesmal hielten wir uns gegenseitig wach, denn an viel Schlaf war nicht zu denken. Wir sind müde zurückgekommen, haben neue Bekanntschaften geschlossen und viel von Skandinaviens Europastraßen gesehen. Der Campus-Jailbreak 2014 war ein super Erlebnis!
Team Sven&Sarah am Rostocker Fährhafen (Rechte: Sarah Berkemer) |
5. Team Abenteurer des Schienenstranges: Charlon (FR) - 925,56 km
6. Team Schall&Rauch: Pisa (IT) - 860,44 km
7. Team Pi*Daumen: Grenze Tompa (HU) / Kelebija (SRB) - 781,54 km
„Balkan-Beats
hautnah“
Da
wir letztes Jahr schon mit Erfolg dabei waren, fühlten wir uns den
unerfahrenen Teams durchaus überlegen und gingen mit Ehrgeiz an die
Sache ran. Der dritte Platz vom letzten Jahr müsste mit zwölf
Stunden mehr und unserer selbstgebastelten Autostop-Flagge doch zu
toppen sein, sodass wir bereits mit ambitionierten Zielen wie dem
Schwarzen Meer liebäugelten...
Als
die anderen alle am Augustusplatz losstiefelten, holten wir unsere
Fahrräder raus und fuhren zum Stadtrand von Leipzig, wo wir unsere
Chancen höher sahen, gleich mitgenommen zu werden. Dieser Cheat am
Anfang brachte uns wenig, da an unserem anvisierten Startspot gleich
zwei konkurrierende Teams winkend und lachend an uns vorbei fuhren.
Und da wir schon ganze drei Stunden brauchten, um die Stadt Leipzig
nach Osten raus zu verlassen, waren wir so von Anfang an nicht
„gewinngefährlich“.
Ab
mittags waren wir dann „on the road“. Erst zur A4, dann nach
Dresden, und am späten Nachmittag fanden wir uns auf dem Gelände
eines gigantischen Konsumareals nördlich von Prag wieder. Wir
wollten so schnell es ging durch die Stadt oder besser außen herum.
Nur alle Autos, die wir fanden, wollten das nicht. Sie wollten lieber
einkaufen. Es erbarmte sich ein netter Fotograph in einem rustikalen
Volvo, der uns an die andere Seite der Stadt bringen wollte. Wir
erwähnten, dass wir aus „Hipster-Leipzig“ kommen. Das ermunterte
ihn, uns noch eine kleine Stadtführung durch sein „Hipster-Prag“
zu geben, inklusive Einkehr in eine nette kleine Bar in einer Gasse
dieser tschechischen Stadt.
Zum
ersten Zwischenstand nach zwölf Stunden des Rennens waren wir dann
hinter Prag mit Richtung Bratislava, welches wir auch noch vor
Mitternacht erreichten. Dass wir nicht das einzige Team auf dieser
Strecke waren, sagten uns die Zwischenergebnisse und eine liegen
gelassene beschriftete Pappe an einer Raststätte, die wohl das
„TBA-Racing-Team“ kurz vor uns passiert hatte. Wir stellten unser
„Budapest“-Schild vor uns auf und nach einer erfolglosen Stunde
auf der Suche nach einem nächtlichen Lift rollten wir unsere
Schlafsäcke an der Tankstelle aus und schlummerten ein. Keine zwei
Stunden später weckte uns ein netter Herr, der uns mitnehmen wollte.
So erreichten wir schon vor dem Sonnenaufgang den Stadtrand von
Budapest.
Die
Ringautobahn um die 2-Millionen-Metropole sollte uns zum Verhängnis
werden. Denn hier verbrachten wir insgesamt 9 (!) Stunden darauf
wartend, dass uns jemand in Richtung Süden nach Szeged mitnehmen
könnte. Diese Zeit war wohl die größte Herausforderung für uns.
Lieder singen, Jonglieren, Schlafen, Lachen, Fragen – niemand
konnte uns wirklich weiter bringen. Verwunderlich war das schon, da
wir uns sicher waren, an der richtigen Tankstelle zu sein und diese
auch durchaus gut besucht war. Andere Tramp-Fans, die dort eintrafen,
waren aber ebenso wenig erfolgreich. Als Trost zu dieser Zerreißprobe
warf das benachbarte Fast-Food-Restaurant genügend übrig gebliebene
Pommes ab, sodass wir wenigstens nicht hungrig ausharrten.
Doch
auch in dieser Situation sollte sich die „Goldene Regel des
Trampens“ bewahrheiten: Irgendwann wirst du immer mitgenommen.
Wir hatten uns schon gemütlich eingerichtet, da fuhr ein Sportwagen
vor. Der Fahrer kam auf uns zu und signalisierte uns, dass er uns
mitnehmen möchte. So gelang uns doch noch der Befreiungsschlag,
sogar klimatisiert in Lederausstattung.
Die
letzten drei Stunden schlugen an, als wir uns drei Kilometer vor dem
Dreiländereck Ungarn-Rumänien-Serbien (nahe Szeged) befanden. Es
war spät, wir durchaus erschöpft und die Lust zum Aufgeben lag
nahe, als wir eine Einladung nach Szeged bekamen, auch um dort zu
übernachten. Doch es lag Kampfgeist in der Luft. Wir schlugen diese
Einladung aus und setzten uns ein letztes Ziel: über die EU-Grenze
nach Serbien. Serbien klingt schließlich weitaus exotischer als
Ungarn oder Rumänien.
Das
Verkehrsaufkommen an diesem Dreiländereck war ziemlich hoch. Doch
die eigentlich nur aus Deutschland (!) kommenden Autos dort waren
voll mit Familien und Geschenken für die Verwandtschaft, die sie in
der Türkei oder Ex-Jugoslawien besuchen fahren wollten. Froh
darüber, endlich mal so viele Autos voll bepackt sinnvoll in
Benutzung zu sehen, waren wir auch traurig darüber, dass uns diese
Familien nicht bis in ferne Länder mitnehmen konnten, auch wenn sie
es gerne getan hätten.
Nach
ungeduldigem Pausieren bestritten wir das große Finale mit Naim und
seinem weißen Mercedes-Benz-Sportwagen der Königsklasse. Wir
erzählten ihm, dass wir nur über die Grenze nach Serbien
mitgenommen werden wollten und wir gar nicht so lange mit ihm zu
fahren brauchten. Guten Mutes, im Endspurt noch nach Serbien zu
kommen, wurden wir von unserer ersten richtigen „Grenze“
überrascht. Der Urlaubsverkehr, vor allem auch aus Deutschland,
stopfte die Grenzen voll und sollte mehrere Stunden Wartezeit
bedeuten. So steckten wir in einer kilometerlangen Blechkolonne vor
Serbien fest und die letzte Stunde des Jailbreak 2014 wurde
eingeläutet.
Doch
wir besannen uns auf die Regeln und nutzten ein Fortbewegungsmittel,
das auch kostenfrei war: das Gehen. Wir liefen einfach an den Autos
vorbei, zeigten unsere Pässe an der Grenze und kamen damit noch vor
Ablauf der 36 Stunden im Dämmerlicht in Serbien an.
Selfie,
SMS mit Zielergebnis und ein tiefer Seufzer.
Damit
war das Wettrennen vorbei.
Doch
das Abenteuer begann so wirklich erst jetzt...
Naim
holte uns an der Grenze wieder ab und fuhr uns nach einigem Hin und
Her mit den Grenzbeamt*innen nicht nur noch einige Kilometer bis nach
Serbien rein, sondern auch noch gleich weitere 600 Kilometer durch
die Nacht bis nach Priština, der „Hauptstadt“ im Kosovo –
einer Stadt, von der wir bis zu ihrem Betreten nicht wussten, dass es
sie überhaupt gibt. Dieser Glücksfall, gleich bis hier her zu
kommen, motivierte uns, doch nicht gleich wieder die Heimfahrt
anzutreten, sondern einfach noch weiter zu reisen, natürlich
weiterhin mit Pappschild in der Hand am Straßenrand.
Da
wir jetzt nicht mehr Kilometer fressen mussten, nahmen wir uns in
verschiedenen Städten und Gegenden nun mehr Zeit zum Verweilen,
Ausruhen und Besichtigen.
So
war neben Priština im Kosovo auch der ägäische Strand in
Thessaloniki unser Ziel. Und wir wären noch nach Istanbul
weitergetrampt, wenn es nicht so furchtbar heiß gewesen wäre. Also
war dann schon in Griechenland die Umkehr angesagt.
Auf
dem Rückweg nach Leipzig gab es einen Abstecher zum Hitchgathering.
Das ist das alljährliche Sommercamp der europäischen Trampszene,
das dieses Jahr in einem albanischen Küstenort am Ionischen Meer
stattfand. Campen, Lagerfeuer, Yoga, Mugge machen, vegan Kochen,
Baden, Wandern, Sonnen und den Geschichten der bald 100 Hitchbuddies
aus über 30 Nationen lauschen... Eine gelungene Kombination, die auf
das anfängliche Jailbreaken folgte.
Albanien
hat uns von den vielen Ländern, die wir auf dem Balkan besuchten, am
besten gefallen, auch wenn uns die Leute vor allem in Griechenland
vor diesem doch recht armen Land warnten. Wir wurden dort von den
Menschen zum Kaffee trinken und zum Übernachten eingeladen, und –
das war vielleicht unser Höhepunkt – auch zu einer albanischen
Hochzeit. So lernten wir neben der eindrucksvollen Landschaft auch
die Popmusik des Balkan und die Tänze dazu kennen.
An
der Adria entlang ging es dann durch Montenegro, Kroatien, Bosnien
und Herzegowina, Slowenien, Österreich und Bayern wieder nach Hause,
und das sogar schneller als wir aus Leipzig weggetrampt waren.
Trampen
heißt immer auch Zufall. Und wie dieser es wollte (nennen wir es mal
„göttliche Fügung“) führte uns der erhobene Daumen mit fast 40
unterschiedlichen Autos, LKWs oder auch einem Wohnwagen ganze 4500
Kilometer durch gut ein Dutzend Länder des Balkans. Uns begegneten
die Straßen und Städte, doch durch das Trampen vor allem die
Einheimischen dieser Gegenden. In den Unterhaltungen mit ihnen wurden
uns die Spuren des Krieges dort vor gut 15 Jahren sehr deutlich. So
können wir nicht genau sagen, in wie vielen Ländern wir wirklich
waren, da die Grenzen und Staaten auf der Halbinsel nicht immer von
allen anerkannt und festgelegt sind. In unserer in Serbien gekauften
Landkarte ist zum Beispiel der Kosovo nicht drin. In griechischen
Karten fehlt Mazedonien als solches, um nur mal einen Eindruck von
dem Streit um die Ethnien und Nationen zu geben.
Unser
Jailbreak entwickelte sich von zu einer Tramptour durch den halben
Balkan, die uns erst nach 10 Tagen und gefühlt zwei Dutzend
Ländergrenzen wieder sicher zurück nach Leipzig führte.
Unsere
Reise entwickelte sich von einem abwechslungsreichen Wettrennen mit
der Zeit um den Campus-Jailbreak zu einer spannenden Bildungsreise,
die wir mit einem wirklich schmalen Budget durchführten, spontan und
im Prinzip ohne dass ein Auto zusätzlich unsertwegen auf der Straße
unterwegs war. Wir lernten auf unserer 10-tägigen Tour durch den
halben Balkan Länder und Leute kennen, von denen wir sonst nur aus
den Medien hören. Wir lernten junge Menschen kennen, die die
Konflikte der vergangenen Generationen überwinden möchten: Frieden
und Weltoffenheit geht für sie vor allem einher mit Aufklärung.
Stabilität und Entwicklung erreicht man in ihren Augen vor allem
durch Bildung.
Ein Gut, das die Landesregierung Sachsen wohl nicht so schätzen
will –
8. Trödeluwe Reloaded: Mailand (IT) - 694,15 km
Auch wenn wir dieses Mal nicht in das Vergnügen kamen, von
Trödeluwe mitgenommen zu werden, machten wir dennoch einige sehr spannende und
unterhaltsame Bekanntschaften. Doch am Anfang nahm uns Friedemann etwas Wind
aus den Segeln. Er hatte den Schlafsack vergessen, also mussten wir zurück in
die Mechlerhood. Denn dieser Fetzen Stoff sollte zu späterer Stunde noch ein
wenig Schutz vor einer invasiven Plage von Mücken dienlich sein. Naja, immerhin
lag das Zentrum Nord auch auf dem Weg zu unserem angestrebten Ziel, der
Nordsee. Wir machten also schon mal ein paar Meter gut. Eine Stunde später
befanden wir uns auf einer Ausfahrtstraße in Richtung Schkeuditz. Mit triumphierendem
Lächeln hielten wir das Schild mit der Aufschrift `Hannover´, der sengenden
Sonne entgegen. Entgegen aller Erwartungen stieß dies jedoch auf wenig
Reaktion. Zeit für Plan B - Leute anquatschen. Während wir erfuhren, dass sich
das erste Team schon kurz vor Dresden befand, stiegen wir bei einem Ausbilder
der Bundeswehr ins Auto und fuhren in Richtung Bayern. Scheiß auf die Nordsee, Hauptsache
weit weg. An der ehemaligen innerdeutschen Grenze, ging es dann zügig voran,
denn als wir das erstbeste Auto ansprachen, nahm man uns gleich mit Richtung
Allgäu. Wir stiegen südlich von Ulm aus und machten nette Bekanntschaften auf
dem Rasthof. So luden uns einige bulgarische LKW-Fahrer ein uns zu ihnen zu
setzen. Einer feierte seinen 44ten Geburtstag. Das bot genug Anlass uns auf
einen gut bekömmlichen Schnaps einzuladen. Jener löste die Zunge und schon
fanden wir einen sympathischen LKW Fahrer, welcher uns nach den zwei prägnanten
Fragen: Drogen? Waffen? – Welche wir beide mit Sicherheit verneinen konnten,
bereitwillig mitnahm. Wir freuten uns wie Schneekönige, denn wir wollten schon
immer LKW fahren. Und dann auch noch einer, welcher Bier transportierte. Wir
befanden uns wahrlich in bester Stimmung, insbesondere auch deshalb, weil wir
ein wenig, von der sich im Fahrerhaus befindlichen Ladung genauer inspizieren
durften. Gute Adelskrone, mjam mjam mjam. Während der Fahrt bekamen wir
sämtliche Einblicke in das Leben eines LKW-Fahrers, mit all seinen Höhen und
Tiefen, geschildert. An der österreichischen Grenze mussten wir uns jedoch ein
neues Gefährt suchen, denn für unseren netten LKW-Fahrer waren die „Tiroler“-Polizist_innen
ein Gräuel. Aber das war ja überhaupt kein Problem für uns, denn innerhalb von
2 Minuten saßen wir in einem Bandbus der Gruppe Hanuman Tribe, welche einen
Auftritt in St. Gallen hatten. Irgendwie fielen wir bei der Schweizer Polizei
in das Gefährdungsraster. Und so mussten wir am Grenzübergang erst mal eine
genauere Untersuchung über uns ergehen lassen. Merke – vor dem Trampen gut
rasieren! Da wir natürlich noch weiter wollten, schlugen wir das Angebot aus,
mit aufs Konzert zu kommen und versuchten unser Glück an einer Tankstelle. Nach
zwei Stunden nahm uns Christian der Tankstellenwart mit, welcher uns die ganze
Zeit beobachtete, wie wir versucht hatten vergeblich davon zu kommen. Eigentlich
wollte er in die andere Richtung, aber für uns „Glächgesint`n“ fuhr er zur
nächsten Raststätte und quatschte für uns andere Autofahrer_innen in schönster
lokaler Mundart an. Kevin unser zweiter Armeeangehörige auf dieser Reise nahm
uns so bis nach Luzern mit. Auf dieser Tour konnten wir zusätzlich das
Feuerwerk zum Schweizer Nationalfeiertag bestaunen, welches links und rechts
aus jedem Gehöft sich zum Himmel schraubte. Welch Spectaculum! Heurika! Von so viel
Euphorie übermenscht suchten wir uns einen Schlafplatz um das Erlebte zu
verdauen. Fündig wurden wir in einer kleinen Lichtung nahe der
Autobahnraststätte. Leider wurden wir sehr bald von barbarischen Mücken
zerfleischt, welche nur noch Haut und Knochen von uns zurück lassen wollten. Jeder
Verteidigungsversuch, sei es Rauch im Schlafsack, oder die Badehose über dem
Kopf, blieb ohne Erfolg. Und dann hatten wir Glück. Es regnete, wir verkrochen
uns unter eine nahegelegene Autobahnbrücke und konnten noch eine Mütze voll Schlaf
abgreifen. Am nächsten Morgen krochen wir reichlich verlumpt aus unserem
Schlafgemach und kletterten, mehr schlecht als recht, über die Mauer des nahe
gelegenen Rasthofes. Hierbei schienen wir ein wenig Mitleid erregt zu haben,
denn ein nettes Pärchen fragte uns, in welche Richtung wir wollten, und ob sie
uns nicht ein Stückchen mitnehmen könnten. So befanden wir uns kurzerhand auf
dem Weg nach Italien und genossen eine aussichtsreiche Fahrt, vorbei am
Vierwaldstädter See. Da wir uns aber unweigerlich auf dem Mahlstrom der
Ferientouristen befanden, standen wir einige Stunden vor dem St. Gotthardt
Tunnel im Stau. Als Geographen ließen wir diese Zeit aber nicht ungenutzt und
studierten eingängig den Reliefformenschatz der Schweizer Alpen. „Alter, gib
dir diesen Schuttfächer“ und „Ecce homo, ein im letzten Glazial zornig überprägtes
Trogtal!“… „Aber die anthropogene Siedlungsprogression ist ebenfalls gewaltig!
Meinst du hier gibt es eine signifikante Gentrificaton?“ Gegen 4 Uhr erreichten
wir das italienische Milano (für die Daheimgebliebenen:
Mailand). Leider wurden wir jedoch auf einer Raststätte ausgesetzt, welche für
unser Ziel weiter nach Süden zu gelangen, genauso unbrauchbar war, wie ein Staubsauger
in der Sahara bei mäßigen Schirokko-Winden aus Südwest. So endete unsere Reise
bei einer formidablen Pizza im Mailänder Stadtzentrum. Der Achte Platz reichte
uns aus, denn wie jede_r weiß, ist dies die Zahl der Unendlichkeit, so auch der
räumlichen, wenn auch nicht des euklidischen Abstandes im langjährigem Mittel
zur gemäßigten Breite des Augustusplatzes.
Arne und Friedemann in Mailand (Rechte: Friedemann Goerl) |
9. TBA-Racing-Team: Budapest (HU) - 643,85 km
stationen waren bei uns: taucha - pilsen - eine raststätte kurz hinter prag - eine raststätte mit siffiger pizzeria nahe brno (alles tschechien) - bratislava (slowakei). am samstag dann sind wir kurz vor györ (ungarn) umgestiegen und dann kurz vor budapest nochmal. dann waren wir da und hatten keine lust mehr. :)
10. Team Fahrt ins Blaue: Wien (AT) - 451,21 km
Nach einigen Startschwierigkeiten nahm uns an Tankstellenoption 3 endlich eine Frau mit Sohn Richtung Dresden mit. Eigentlich sollte es ja in die andere Richtung gehen, aber wir wollten endlich starten! Nach knapp einer Stunde sind wir an einer Raststätte mit Autobahnanschluss Richtung Süden ausgestiegen. Von dort aus ging es in einem Rutsch bis an den Chiemsee. Wir haben noch versucht, weiterzukommen, aber gegen 20 Uhr aufgegeben und die Nacht am See gecampt. Am nächsten Morgen ging es früh los, allerdings haben sich das frühe Aufstehen und die endlose Wanderung zur Raststatte nicht gelohnt: In Bayern war gerade Ferienanfang, die Autobahn war voll, die Autos auch, alle waren gestresst und wir dann auch. Zwei Frauen (Ziel: Schlagerfestival am Grundlsee) nahmen uns dann mittags doch freudig auf und eröffneten im Stau kurzerhand eine dritte Spur, um einen Italiener mit freien Plätzen zu fragen, ob er nach Italien wolle. Wollte er zwar nicht, dafür ging es dann aber nach einem fliegenden Wechsel auf der Autobahn nach Wien. Dort haben wir uns noch eine gute Zeit gemacht, bevor es wieder Richtung Heimat ging.
Stationen:
Leipzig/Tankstelle - Parkplatz auf der E40 - Chiemsee - Nothaltebuch auf der E60 - Wien
Hannah und Stephanie in Wien (Rechte ebd.) |
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